Von Riva del Garda (erreichbar durch das Sarcatal oder über Mori von Rovereto) fährt man auf der Westseite des Gardasees über die SS 45bis in den Ort Toscolano. Unmittelbar vor der Brücke über den Rio Toscolano zweigt rechts die Straße nach Gaino ab (ausgeschildert). In einigen Kehren hinauf in den Ort. Man steuert auf den gut sichtbaren Monte Gaino zu und gelangt in das Ortszentrum. Hier führt rechts eine schmale Straße (Hinweistafel: 2,10 m) weiter. Gleich nach der Engstelle beim Wegweiser „San Lombardo“ links hinauf und beim nächsten Wegweiser wieder rechts. Auf schmaler, geteerter bzw. betonierter Straße mit einer Kehre hinauf zur Parkmöglichkeit bei einer Solarpaneelanlage. Etwas unterhalb befindet sich das Restaurant „Scuderia Castello“. Auch über dieses kann man – den Beschilderungen folgend – zu der Solarpaneelanlage hinauffahren, allerdings die letzten paar Meter über eine sehr steile und recht ruppige Schotterstraße (Gefahr des Aufsitzens!). Aus dem Süden kommend erreicht man Toscolano Maderno über die SS 45bis oder die SP 572.
Charakteristik
Ausgesprochen schöne und leichte, allerdings sehr lange Kletterei (fast 1 km!) in überwiegend sehr gutem bis ausgezeichnetem Fels. Keine Orientierungsprobleme, da durch die vor allem in den ersten Seillängen überdeutlich vorhandenen Begehungsspuren, durch gelbe Markierungsflecken bzw. -pfeile an neuralgischen Punkten und ausgeschnittene Äste stets genügend Anhaltspunkte für die Routenfindung vorhanden sind. Abgesehen von der ersten Seillänge findet man nur vereinzelt alte Normalhaken. Sichern kann man dafür sehr gut an den zahlreichen Sanduhren, an Bäumen oder Rissen mittels Klemmkeilen. In den schweren Varianten über die meist niedrigen Türme stecken zusätzlich Bohrhaken. Diese Türme lassen sich alle unschwer links oder rechts umgehen. An sich ist der Grat eine ideale Anfängertour, wenn da die Länge nicht wäre. Während der heißen Jahreszeit nur bedingt empfehlenswert, ansonsten Ganzjahrestour, der nordseitige Abstieg sollte aber schneefrei sein. Einen besonderen Reiz erhält die Tour durch den ständigen Blick auf den Gardasee.
Gipfel / Berg
Monte Castello di Gaino, 866 m
Ausrüstung
55-m-Seil an sich ausreichend, 4 – 6 Expressschlingen, je nachdem, ob man die Varianten machen will oder nicht, 3 – 4 mittlere friends, Bandschlingen für Sanduhren und Baumsicherungen, Helm
Tourtyp / Charakter der Tour
Gratkletterei
Zustieg
Vom Parkplatz auf der geteerten Straße aufwärts, nach einer Links-Rechts- Schleife zweigt dort, wo die Straße nur mehr zwei Betonfahrstreifen aufweist (offener Schranken) und sich links ein schmiedeeisernes Tor sowie rechts eine Zufahrt zu einem Ferienhaus befindet, ein schmaler Schotterweg ab. Hinweistafel „Palestra Castello“. Diesem Weg, der bald schmäler wird, folgt man, eine kurze Schutthalde querend bis zum Klettergarten am Fuß des Südwestgrates. Hier befindet sich auch eine Infotafel mit den Kletterrouten, deren äußerst linke „La cresta“, der Südwestgrat ist. Über Blöcke nach links bis zur letzten Kletterroute, wo sich bei einer stark verblassten blauen Schrift der Einstieg unterhalb einer Rinne befindet. Die polierten Felsen am Einstieg und in der ersten Seillänge zeigen an, dass man hier richtig ist.
Wegbeschreibung / Routenverlauf
Im Folgenden wird die Tour ungefähr seillängenweise beschrieben. Geübte Kletterer können den Grat durchaus seilfrei begehen, Anfänger und ältere Semester werden wohl eher eine möglichst durchgehende Seilsicherung schätzen; entsprechend verlängert sich dann die Begehungsdauer. 1. SL: Durch die Rinne, etwas weiter oben schwach rechts ansteigend bis zum Stand bei zwei Bohrhaken, 30 m, kurze Stelle 3+, sonst 3 und 2, mehrere Sanduhren. 2. SL: Den Begehungsspuren folgend zuerst gerade, dann etwas links aufwärts (hier sollen angeblich nochmals zwei Standbohrhaken sein, die wir aber nicht finden konnten), Stand an SU, 50 m, 2+ und 2. 3. SL: Über leichte Felsstufen aufwärts, 50 m, 2. 4. SL: Weiter rund 55 m am Grat entlang, 2 und 1. Stand mit friends vor Beginn einer Verschneidung (gelbe Aufschrift „V“) oder etwas unterhalb bei SU. 5. SL: Durch die schöne Verschneidung (3-) oder links davon etwas schwieriger aufwärts und leichter weiter zu Stand, 50 m. 6. SL: Etwas nach rechts zu einem leicht überhängenden Block, über diesen (3, fixer Keil), dann einfach weiter zu Stand, 50 m. 7. und 8. SL: Je ca. 45 m in einfachem Blockgelände (1+ und 1) bzw. durch das Gebüsch (ausgeschnitten!) zuerst noch aufwärts, dann abwärts in eine Einschartung. Rechts weist ein roter Pfeil auf eine Abbruchmöglichkeit hin. Hier könnte man ausqueren und zum Normalweg absteigen. 9. SL: Links an einem Felskopf vorbei (alter H), dann den nächsten Aufschwung rechts durch einen schmalen Kaminspalt überwinden (3+, rechts unterhalb umgehbar) und weiter am Grat (2+) zu Stand vor einer auffallenden Platte, 50 m. 10. SL: Zuerst an der griff- und trittarmen Plattenkante (3) bis an den Fuß eines Turmes, vor diesem in einem Spalt rechts hinunter (1+) und durch Gebüsch aufwärts in die Scharte hinter dem Turm, 55 m. Variante durch den anfangs überhängenden Riss auf den Turm ca. 5, Bohrhaken, vom Turm muss man abseilen. 11. SL: Über eine schöne Platte gerade hinauf (3, rechts umgehbar), dann leichter weiter zu Stand, 50 m. 12. SL: 50 m über gut gestuften Fels zur nächsten Standmöglichkeit, 2+. 13. SL: An den nächsten Turm heran, dieser lässt sich rechts durch Gebüsch etwas unangenehm umgehen (2+) oder viel schöner über den Turm, NH und BH, Stellen bis 4, zum Stand oberhalb des Turmes, 50 m. 14. bis 16. SL: Weiter stets am Grat, zweimal weisen gelbe Pfeile nach links, je ca. 50 m, Stellen 2+, sonst 2 und 1. Eine schwere Variante in der 16. SL führt direkt über den steilen Grataufschwung, ca. 5 bis 6, Bohrhaken. Man umgeht den Aufschwung links durch eine baumbestandene Rinne und steigt oberhalb davon rechts auf den nun breiteren Grat hinaus und über ihn die letzten Meter zum Vorgipfel, 848 m (17. SL, 50 m, 2 und 1). 18. und 19. SL: Etwas rechts unterhalb des Grates, dann wieder links, umgeht man die einzelnen Blöcke und folgt den deutlichen Begehungsspuren bis in die tiefste Einschartung des Gipfelgrates, je ca. 50 m, 2 und 1. Standmöglichkeit bei einem alten Ringhaken etwa 2 m oberhalb der Scharte. 20. SL: An guten Griffen und Tritten steil und etwas ausgesetzt aufwärts (3-), dann einfach am Grat weiter, 50 m. 21. und 22. SL: Auf dem blockigen Grat überraschend leicht (2 und 1) fast eben dahin, dann etwas abwärts vor den letzten Aufschwung, je ca. 50 m. 23. SL: Anfangs etwas rechts haltend (gelber Pfeil), dann am Grat, zuletzt links von der Gratkante auf einem Grasband zum Gipfelkreuz, 55 m, 2, dann 1 und Gehgelände.
Abstieg
Vom Gipfel zuerst nach Nordosten, dann auf dem markierten und gesicherten Steig (Klettersteigschwierigkeit A) nach links und im Zickzack durch den steilen Wald abwärts. Bei Trockenheit kein Problem, bei Nässe unangenehm. Wo die Sicherungen endgültig aufhören, führt der Steig nach rechts auf den Grat zurück, wendet sich aber kurz vor einer Scharte wieder nach links. Hier verlässt man den Steig und geht die wenigen Meter nach rechts in die Scharte hinüber. Diese Abzweigung darf man auf keinen Fall übersehen. Von der Scharte etwa 2 m steil über eine nicht gesicherte Felsstufe (1) hinunter, dann der gelben bzw. rot-weißen Markierung folgen. Ein Felsspalt wird durchstiegen, der Steig führt an einer Gedenktafel vorbei und unterhalb einer Felswand zweimal kurz ansteigend (!) nach rechts, ehe er endgültig abzusinken beginnt. Auf keinen Fall vorher etwaigen Steigspuren links in den Wald hinunter folgen! Nach einiger Zeit gelangt man auf einen alten Karrenweg, der in Serpentinen zu den ersten Ferienhäusern bringt. Man kann links auf einer Privatstraße (das ist die mit den zwei Betonstreifen) weiter absteigen und erreicht bald darauf den Anstiegsweg und damit den Ausgangspunkt.
Rast / Einkehr
Einkehrmöglichkeiten in Gaino bzw. Toscolano Scuderia castello, http://www.scuderiacastello.it
Karten
Kompass Nr. 102, 1:50 000, Gardasee Kompass Nr. 697, 1:35 000, Karte 1 und 2, Gardasee und Umgebung